Tausendundeine Erleuchtung – Teil 1

Dubai, die Finanzkrise und ich

 

Eine Besprechung in Dubai, im Februar 2009

Der Ort: der Ballsaal eines 5-Sterne-Luxus-Hotels

Anwesend: 25 Führungskräfte

Grund: Die Finanzkrise

 

Wie so häufig hat auch dieser Ballsaal in Dubai kein Tageslicht. Stattdessen sorgen zehn glamouröse Kronleuchter für nobles Licht, das dennoch irgendwie künstlich bleibt. Die Damen und Herren des Managements sitzen im Kreis, auf Tische hat man bewusst verzichtet – keine Barrieren und so.

 

 

Eine Vertreterin der Sales-Abteilung präsentiert die aktuelle – in einem Wort: dramatische – Lage. Hatte man zunächst noch den lokalen Presseberichten geglaubt, dass der Nahe Osten nicht von der weltweiten Krise betroffen sei, muss man nun der Wahrheit ins Auge sehen: Wir haben ein Problem.

 

Das Hotel, das erst Ende 2007 mit Glanz und Gloria eröffnete, braucht dringend eine Strategie, um den rückläufigen Buchungen, den sinkenden Preisen und den gleichbleibend hohen Kosten entgegenzuwirken. Erste Entlassungen haben schon stattgefunden, Mitarbeiter wurden in (unbezahlten) Urlaub geschickt, und Sales-Blitze wurden hektisch organisiert. Das Übliche halt – ohne besondere Wirkung.

 

Die Lösung naht

 

Nach Ende der PowerPoint-Präsentation ergreift der Director of Sales & Marketing das Wort. Er fasst zusammen, was alle schon gehört haben und schließt lahm mit den Worten: „Wir müssen alle mehr Enthusiasmus zeigen!“

 

Ganz ehrlich: Jeder Schaffner im ICE klingt enthusiastischer, wenn er 10 Mal pro Wagen sagt: „Noch Zugestiegene, bitte die Fahrkarte.“

 

Immerhin wirkt der Satz, denn es ist mucksmäuschenstill im riesigen Ballsaal. Dank des dicken Teppichbodens hört man nicht mal die Geräusche derjenigen, die unruhig auf ihrem Stuhl hin und her rutschen. Gefühlte 5 Minuten sagt niemand etwas. Stattdessen schauen hochbezahlte Manager betreten zu Boden – wahrscheinlich überlegen sie gerade, wo sie ihren Lebenslauf gespeichert haben.

 

Dann, endlich, hebt eine junge Frau die Hand und sagt: „OK, ich mach’s!“ Erleichtertes Ausatmen von einigen, andere sind eher irritiert. Sie fährt euphorisch fort: „Ich finde, wir haben tolle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hier und ich bin sicher, dass sie aus ihrer Sicht einiges dazu beitragen können, unsere Umsätze zu steigern und die Kosten in den Griff zu bekommen. Ich werde sie zusammentrommeln und sie ermutigen, ihre Ideen beizusteuern!“

 

Diese junge Frau war ich!

 

Ich hatte regelrecht Herzrasen während meiner kleinen Rede. Und ich fragte mich innerlich: „Was tust du nur?“ Aber ich konnte nicht anders. Ich konnte nicht einfach dasitzen und nichts tun, so wie meine 24 Kolleg:innen. In so einer ernsten Situation! Und mit so einem außergewöhnlich tollen Produkt und einem extrem motivierten Team.

 

Von mir hatte das niemand erwartet. Denn ich war zwar Abteilungsleiterin, aber „nur“ die Assistentin des General Managers – hatte also weder ein Team noch die Aufgabe, mich um solche Dinge zu kümmern. Von mir erwartete man, dass ich das Protokoll nach solchen Besprechungen schrieb. Aber doch nicht, dass ich Führungsstärke zeigte!

 

Was hat mich da bloß geritten?

 

Das Meeting ging ohne weitere Beschlüsse oder Wortmeldungen zu Ende. Und da saß ich nun: Ich hatte vor Zeugen eine Zusage gemacht. Und wenn mich eines motiviert, dann sind das Zusagen. Mir die Blöße geben und meinen Worten keine Taten folgen lassen? Auf keinen Fall!

 

Also trank ich auf den Schock einen Cappuccino in der Hotellobby und legte los. Wer jetzt denkt, die anderen aus de Meeting hätten mich aktiv unterstützt, der liegt völlig daneben. Bis auf ein paar wenige, waren die meisten schnell wieder in ihren Büros verschwunden. Wahrscheinlich aktualisierten sie ihren Lebenslauf.

 

Treffen bei Tageslicht

 

Die wichtigsten Kolleg:innen hatte ich aber auf meiner Seite: Die Hausdame, den Hotelmanager, den Einkaufsleiter und den Trainingsmanager. Und so buchten wir den absolut besten Raum, den man für ein Treffen von Mitarbeitenden buchen kann: Die Monarch Suite mit 1.200 Quadratmetern, einem eigenen Pool, Kino, Fitnessraum und Wahnsinns-Blick vom 32. Stock über Dubai. Und es gab Tageslicht!

 

Von jeder Abteilung lud ich 1-2 Personen ein, die ich als besonders innovativ, offen und motiviert kennen gelernt hatte. Es half mir, dass mich die meisten Mitarbeiter:innen kannten, weil ich mich regelmäßig mit ihnen austauschte. Das Vertrauen war da und sie sagten alle sofort ja. So kam es, dass Menschen aus aller Herren Länder, von 20-55 Jahren, aus Abteilungen wie Rezeption, Küche, Fitness Club, Spa, Wäscherei, Restaurant, Technik, Sicherheit, Telefonzentrale, Buchhaltung, Personalabteilung etc. für eineinhalb Stunden zusammen kamen und daran arbeiteten, das Hotel, das wir alle so liebten, auf Kurs zu halten.

 

So sah die Einladung aus (und ja, der amerikanische Präsidentschafts-Wahlkampf hat mich beeinflusst):

 

 

Die Stimmung: vibrierend

 

Der Trainingsmanager und ich gaben Hinweise für die Ideensammlung und ließen sie in Gruppen frei daran arbeiten – eine Stunde lang. Auf der Dachterrasse, im Fitnessraum und im Salon der Suite wurden also Flipcharts beschrieben ohne Ende. Man spürte, wie der Knoten platzte, gerade so als ob die Leute nur darauf gewartet hätten, ihre Gedanken auszusprechen.

 

Es gab sehr viele schnell umsetzbare Ideen. Das war ganz nach meinem Geschmack: pragmatisch und smart. Wir verabredeten, dass wir in der nächsten Mitarbeiterversammlung präsentieren würden, was wir bisher erreicht hatten.

 

Wie wir das aufgezogen haben, welche Filmfigur dabei auftrat und wie die Stimmung war, erzähle ich im zweiten Teil von „Tausendundeine Erleuchtung“. Und ich verspreche, es gibt noch mehr Herzklopfen-Momente.

 

Wie ging es mir inzwischen?

 

Wer mich kennt, weiß: Ich war in meinem Element! Das alles hat nur deshalb so gut funktioniert, weil alle Mitmacher:innen mit mir in dieselbe Richtung blickten. Sie haben, wie ich, daran geglaubt, dass wir etwas ändern konnten. Und haben es getan. Selbst die Manager beobachteten uns und trugen insofern etwas dazu bei, dass sie ihre Mitarbeiter:innen an den Treffen teilnehmen ließen – ohne Wenn und Aber.

 

Umgib dich also mit Leuten, die dich unterstützen, nicht kritisieren.

 

 Teil 2 der Geschichte gibt's hier.

 

Alle Fotos: Gabriele Feile

Wir schwingen auf der #Schmetterlingsfrequenz.

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Schmetterlingsfrequenz

Über Gabriele Feile:

Gabriele ist angekommen auf der #Schmetterlingsfrequenz und erfüllt ihre Lebensaufgabe.

In ihrem Buch Schmetterlinge fallen nicht vom Himmel erzählt sie, wie ihr das gelang.

Sie ist sich sicher: Je mehr Menschen so sind, wie sie gedacht sind und tun, wofür sie gemacht sind, je ausgeglichener und friedlicher ist die Welt.

Mehr zu Gabriele

Gabriele Feile steht an einer Mauer neben einem Fenster mit Fensterläden und schaut in die Kamera

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